Wenn der Trübsal gleich einem tristen, nebligen November die Seele umklammert, sucht die Lust in der Wut einen Ausweg aus der Gefangenschaft. Die Wut glaubt in der Jagd nach dem Wal auf dem unberechenbaren Meer ein Ventil gefunden zu haben, um den nach harter Arbeit lechzenden Körper Genugtuung zu verschaffen
Die Reisetasche unterm Arm geklemmt, die Hände, in den Jackentaschen vor der Kälte geschützt, halten die letzten Geldstücke. Allein die Füße tragen die Hoffnung nach New Bedford, wo, von Zeit zu Zeit, ein Postboot zur Insel Nantucket übersetzt. Dort warten Schiffe auf Mannschaften um der Gier des einträglichen Geschäfts des Walfanges nachzugehen. Die Zeit der Untätigkeit wird der Wind hinwegfegen und die Wellen verschaffen dem Körper an Bord den ersehnten Rhythmus, der jeglicher Übelkeit trotzt
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Nichts regt die Sinne mehr an, als der Kampf mit dem Leviathan. Gleichgültig der Tatsache, dass der Walfang keine feste Heuer vorsieht. Die Schiffseigner bestimmen die Anteile vom Nettogewinn, Lay genannt. Die Höhe der Lay hängt vom Grad der Bedeutung des Einzelnen auf dem Schiff ab. Mein Anteil wird gering ausfallen, denn die Fähigkeiten wollen erst entwickelt werden. Mit viel Glück, vielleicht, wird der Anteil den Preis der Arbeitskleidung begleichen, denn Kost und Logis sind die nächsten 3 Jahren gesichert. So Gott will, kehren wir nach erfolgreicher Jagd zurück.
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Die Tafeln der Erinnerung an den Wänden der Kirche von New Bedford bewahren die Namen der Opfer, die das Meer verschlungen hat. Der Tod schreckt nicht die Lust am Abenteuer, im Gegenteil, sie gibt Kraft um sich mit den Naturgewalten zu messen damit der Wille zum Überleben den Preis der Freiheit gewinnt. Vielmehr wollen wir nicht, dass ist alles was ich, Ishmael, will.Seite 5
Dem Himmel sei Dank für die Güte des Wirtes vom Wal Inn aus New Bedford, der mir freundlich anbot die Nacht mit einem Fremden zu teilen. Eine Lösung aus der Not geboren, hieß es doch entweder draußen in der Kälte zu übernachten oder auf der Holzbank in der zugigen Gaststube. Mein Bettgeselle, ein Fremder aus fernen Landen, der seine Münzen mit dem Verkauf von Schrumpfköpfen mehrte, scheint mir in keiner Weise vertrauenswürdig zu sein, aber die Aussicht in einem breiten Bett, geschützt vor Kälte, zu nächtigen, deckt alle Bedenken zu. Spät in der Nacht erscheint der Schatten eines Riesen im Raum, eine stählende Klinge zeigt bedrohlich in meine Richtung. Der Tatsache geschuldet, dass Angst ein unsicherer Begleiter ist, nehme ich all meinen Mut zusammen und will beschwichtigen. Der Fremde versteht nicht, meine vorgetäuschte Gelassenheit schwindet, da naht Rettung in Gestalt des Wirtes, der die Sache bestimmend aufklärt.
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Im Schein der Kerze steht ein Hüne von Mann, von Kopf bis Fuß tätowiert mit geometrischen Formen, im Raum. Wie begegnet man einem Wilden, der eher einem Monster ähnelt als einem Menschen. Aus dem warmen Bett heraus bleibt nur eine gewisse Freundlichkeit zu zeigen. Ein guter Entschluss, denn der Mann erweist sich als überaus friedlich. Gemeinsam rauchen wir seine Pfeife, der Bann ist endgültig gebrochen und der Schlaf deckt jeden Zweifel zu, wohlgemerkt, wir teilen nur das Bett nicht die Körper.
"Nenn mich Queequeg.", sagt der Fremde. Wir sind Freunde und Freunde teilen Hab und Gut." Was will er teilen? Kaum gedacht, da liegt die Hälfte seiner Münzen in meiner Hand. Es käme einer Beleidigung gleich, warnt eine innere Stimme, so ein Angebot abzulehnen. Wie von selbst verschwinden die Münzen in der Jackentasche, wo sie meine wenigen mehren. Freundschaft ist gleichbedeutend mit seelenverwandt zu sein, über alles Weitere entscheidet Queequegs kleiner schwarzer Gott Yojo. Zu meinem Erstaunen bestimmt Yojo, dass wir gemeinsam auf Walfang gehen, auf einem Schiff, das ich, Ishmael auszuwählen habe. Nun gut, aber wie kann ich, der zwar mit der Handelsmarine zur See gefahren ist, aber vom Walfang nicht die blasseste Ahnung hat, das geeignete Schiff finden.
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Der Zeitpunkt ist gekommen, da ein Postschiff zur Insel Nantucket übersetzt, wo wir ein gemeinsames Quartier beziehen und ich als bald mit der Suche beginne, während Queequeg wiedermal Zwiesprache mit seinem Gott Yojo hält.
Im Hafen liegen drei Walfänger am Pier vor Anker, aber welches wird das richtige sein? Die Pequod, ein wunderliches Gefährt, eher einer asiatischen Dschunke ähnelnd, dessen Fahrten über die Weltmeere tiefe Spuren ins Schiff gebrannt haben. Ein Schiff voller Geheimnisse, die vom Abenteuer zu erzählen scheinen, genau das richtige für einen Mann der die Herausforderung sucht.Seite 9
An Bord begutachten mich die Schiffseigner, zweifeln an meinen Fähigkeiten, aber dann, nach langem hin und her, lassen sie mich zu einem winzigen Anteil der Lay den Vertrag unterschreiben. Immerhin bin ich nun ein Mitglied der Mannschaft, ob mit oder ohne Queequeg. Die Tatsache, dass der Käpt´n, der wichtigste Mann an Bord, dem das Vertrauen der Mannschaft gehören sollte, unsichtbar bleibt, macht stutzig. "Käpt'n Ahab pflegt sein amputiertes Bein.", beschwichtigen die Eigner, selbst pensionierte Kapitäne. Trotzdem bleibt eine Unsicherheit, die zwischen Bedenken und Mitgefühl schwankt. Daran ändert auch die Aussage nichts, dass Käpt'n Ahab zwar kein besonders gottesfürchtiger Mann sei, aber ein verflucht, guter Mann sei.
"Unchristlichen
Kannibalen ist der Zutritt auf der Pequod verboten", brüllen die
Schiffseigner als Queequeg an Bord geht. Nachdem sie seiner Harpune gewahr
werden, wird ihr Ton etwas ruhiger. "Es sei denn, Wilde haben die
christlichen Werte mit der Taufe erfahren und belegen dies mit behördlichen
Papieren." Als erfahrener Harpunier zeigt Queequeg die geforderten Papiere
vor, um dann im nächsten Augenblick die Harpune mit großer Kraft und
Genauigkeit auf ein Ziel zu werfen. Eine Leistung, die die Eigner in Erstaunen
versetzt, so dass sie alle moralischen Bedenken über Bord werfen und Queequeg
zu einer sehr, sehr guten Lay unter Vertrag nehmen.
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Kein Käpt'n
Ahab weit und breit. Was für ein Mensch ist dieser Mann mit uneingeschränkter
Gewalt über Schiff und Mannschaft. Ein Käpt'n der über Leben und Tod an Bord
herrscht. Es heißt, Käpt'n Ahab befindet sich in seiner Kabine auf dem Weg der
Besserung.
Allein die
Schiffseigner Käpt'n Bildad und Käpt'n Peleg überwachen das Beladen und
Verstauen all der Dinge, die auf einer dreijährigen Haushaltsführung auf den
weiten Weltmeeren unentbehrlich sind, schließlich gibt es unterwegs nur sehr
wenige um nicht zu sagen keine Möglichkeiten Ersatz zu besorgen.
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Die Zeit
will und will nicht vergehen. Nach Tagen des Wartens ist es endlich soweit, wir
lichten die Anker. Draußen vor der Küste gehen die Lotsen, die Schiffseigner,
von Bord auf die seitwärts liegende Schaluppe. Nicht ohne sich vom ersten Maat
zu verabschieden mit den Worten.
"Starbuck,
wir verlassen uns auf sie, das Schiff hat viel Platz für den Tran, wir wollen
reichlich Beute sehen."
Die Küste
verschwindet im letzten Licht des Tages, wir nehmen Kurs auf den Atlantik, in
südlicher Richtung. Die Dunkelheit bringt die winterliche Kälte ins Bewusstsein
zurück. Die Körper zittern im Rhythmus der Schiffsbewegungen, auch eine Flasche
Schnaps wärmt nicht, genauso wenig wie die Aussicht auf eine Fahrt in wärmere
Regionen. Der Schlaf will sich nicht einstellen, die Männer vertreiben sich die
Zeit mit Erinnerungen an erfolgreiche Wal Jagden. Immer wieder die Frage: "Wer
ist der unsichtbare Käpt`n Ahab?" Eine Antwort geben die, die ihn schon
erlebt haben:
Käpt`n Ahab
is Käpt`n Ahab.
Eine
Aussage, die nur mit viel Fantasie ein Bild von Käpt´n Ahab ergibt. Nur das
dumpfe Pochen seines Beinstumpfes, aus dem Knochen eines Wales nehmen wir wahr,
denn es dröhnt Nacht für Nacht durch alle Kojen, wenn der Käpt´n über das
Achterdeck humpelt.
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Was wäre das
Schiff ohne die Offiziere, die Maate. Sie allein schaffen Vertrauen, verteilen
die Aufgaben, zu denen das befehligen der Streitkräfte zählt, das Führen der
Beiboote zum Angriff auf die Wale als Harpuniere. Am Beginn der Fahrt wählt sich
jeder Maat seine Hilfsharpuniere aus. Der erste Maat Starbuck, ein großer
hagerer Mann, dessen Fähigkeiten ein jeder mit Hochachtung begegnet, wählt den
Besten und das ist Queequeg. Der zweite Maat Stubb, dessen Pfeife stets in
seinem Mundwinkel klebt, arbeitet eng mit dem Draufgänger Tashtego, einem
Indianer aus der Gegend von Nantucket. Sein Dorf versorgt seit unendlichen
Zeiten die Walfänger mit vielen guten Harpunieren. Für den dritten Maat Flask
bleibt der alte, erfahrene Walfänger Daggo, ein dunkelhäutiger Riese. Genaugenommen
sind wir alle Isolatos, eine bunte, globale Truppe, die auf Walfang geht, ohne
sich um die Herkunft des Einzelnen zu scheren.
Bild 14
"Wir
Walfänger", sagt Daggo, "empfinden eine gewisse Würde für das
Geschäft, wohl wissend, dass die Arbeit ohne Anerkennung bleiben wird. Nur die
Soldaten, die Schlächter auf dem Feld der Ehre, genießen ein hohes Ansehen in
der Bevölkerung, während über die Schlächter der Wale die Nase gerümpft wird.
Dabei ist es doch gerade unsere Arbeit die der Weltwirtschaft den Aufschwung verschafft,
aber das zählt weniger als die blutigen Schlachten der Kriege." "Du
musst wissen," ergänzt Starbuck, "der Walfang ist ein
weltumspannendes Geschäft. Walfang Flotten aus allen Herren Ländern haben schließlich
die Dominanz der Spanier in Südamerika durchbrochen und die Demokratie nach
Peru, Chile und Bolivien getragen. Wir Walfänger sind die wahren Mütter der
Kolonie Australien." Ob Seemannsgarn oder nicht, ich nehme die Aussagen
voller Stolz für wahr, dass die Walfänger, zu Beginn der Besiedelung, etliche
Male Auswanderer mit dem Schiffszwieback vor dem Verhungern gerettet haben. "In
Australien und auf den unzähligen Inseln hat man heute noch große Hochachtung
vor den Walfängern, die den Händlern den Weg wiesen", sagt eine Stimme aus
dem Hintergrund, könnte von Pip dem Schiffsjungen stammen, einem aufgeweckten
Schwarzen.Bild 15
Ohne gute Mahlzeiten
passiert nichts an Bord, denn hungrig lässt sich schlecht mit dem Wal kämpfen. Es
herrschen strenge Regeln auch bei der Essenausgabe: der weiße Steward Blaßkopp
informiert den Käpt´n Ahab, der reicht die Nachricht weiter an den ersten Maat
Starbuck, der an den zweiten Maat Stubb, der es letztlich an den dritten Maat
Flask gibt. Ahab führt den Vorsitz an der Tafel in der Offizierskajüte im
Achterdeck. Nimmt sich als erstes, reicht das Fleisch weiter bis zum Schluss
Flask von den Resten nimmt. Armer Dritte Maat, er wird niemals satt, denn
sobald der Käpt´n oder einer der anderen fertig gegessen haben, bedeutet dies für
Flaks das Ende seiner Mahlzeit. Da lob ich mir die Mannschaftskajüte, hier kann
ein jeder prassen wie er will, alle werden satt, die Stimmung laut und gut
gelaunt, so ganz anders als in der Offizierskajüte. Der kleine, weiße Steward
Blaßkopp bedient die Offiziere ebenso wie die bunte Mannschaft aus aller Welt.
Ein Mitglied der weißen Menschheit bedient ganz selbstverständlich jedes
Mitglieder der Mannschaft. Ein Umstand, den nur ich zu bemerken scheine, der
mir aber ein Schmunzeln abringt.
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Dem Masttopp
gebührt eine wichtige Stellung auf dem Walfänger Schiff. Von dort, 100 Fuß über
den Decks, sind die gewaltigen Ungeheuer des Meeres als erstes zuerkennen. Die
drei Masttopps bleiben bemannt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Da steh
ich jetzt die nächsten zwei Stunden und schaue verloren in die unendlich sich
reihenden Wogen der See. Die lauen Passatwinde umschmeicheln, sodass alles in der
Mattheit einer erhabenen Ereignislosigkeit verschwimmt. Mein gewöhnlicher
Hochsitz ist der Topp auf der Bramstenge, wo die Füße auf zwei dünnen
parallelen Stangen stehen, leider keine kleinen Zelte oder Kanzeln,
Krähennester genannt, wie bei den Walfänger Schiffen im hohen Norden. So oder
so, wehe die Ausgucker im Masttopp verlieren in der Eintönigkeit die
Aufmerksamkeit, denn Wale sind immer seltener zu finden, obwohl ihre
Wander Ruten auf Seekarten dokumentiert sindBild 17
Der
Langeweile zu trotzen bleibt nur ein intensives Erinnern an dass, wovon ein
echter Walfänger Kenntnis haben muss. Walarten zu unterscheiden beginnt bei der
Blas, einer Art Nebelfontäne, die von Weiten als erstes zu erkennen ist. Der
Pottwal bläst leicht nach vorne geneigt, wobei der Blas dann backbordseitig abfließt.
Der Blas des großen Blauwals erreicht eine Höhe bis zu 13 Yards. Bartenwale
erzeugen aus 2 Blaslöcher einen geteilten, V-förmigen Blas. Hin und wieder
kommt es vor, soweit der Zufall es gut mit dem Masttopp meint, dass ein Wal in
Schiffs Nähe, dicht unter der Wasseroberfläche schwimmt. Nur die Lust, die Gier
nach der Jagd verhindert Müdigkeit oder Abschweifen in Träumerei von der holden
Weiblichkeit, die sich hin und wieder immer ins Bewusstsein schleicht und nur
mit großer Mühe unterdrückt werden kann.
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Poch, Poch, dröhnt
es vom Beinstumpf des Käpt´n übers Deck. Oh, Ahab spricht zu uns, der
versammelten Mannschaft. Seine düstere Erscheinung unterstreicht eine große
Narb die von der Stirn bis hinab zum Kinn das Gesicht entstellt. Seine
Verletzungen rühren vom Kampf mit einem Wal, flüstern diejenigen, die seine
Geschichte kennen. Die Männer kuschen, trauen sich nicht dem Käpt´n in die
Augen zu schauen, die Furcht ist ihnen ins Gesicht geschrieben, so wie das
entstellte Gesicht sie mit einem Ausdruck der Besessenheit fixiert. Ein
spanisches Goldstück, ein Vermögen für unsereins, schlägt Ahab an den Großmast.
Eine Belohnung für den Ersten der den weißen Pottwal sichtet. "Moby
Dick", flüstert Starbuck. Ein Unbehagen lässt sich von seinem Gesicht
ablesen, spricht vom Wahnsinn der Verfolgung eines elenden Tieres, das Käpt´n Ahabs
Bein nahm. "Den verhasste Wal auf dem unendlichen Meer zu finden wird ein
fasst unmögliches Unterfangen sein, dass der Mannschaft die letzte Kraft kosten
wird." Wir, die Mannschaft überhören Starbucks Einwand, wollen nichts
sehnlicher als den gefährlichen Kampf mit dem Ungetüm, mit Moby Dick, um des
Goldstückes Willen wagen, mehr, als fette Beute zu machen. Es vibriert im
ganzen Körper, die Anspannung wächst, die Lust auf den Kampf mit dem tödlichen
Monster weckt ein starkes Gefühl, das nach Gewalt, nach unbändiger Wut schmeckt.
Egal wo er schwimmt, wir werden ihn aufspüren und töten und sein Tran wird von
besonderer, magischer Intensität sein.
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Die Legenden
von Moby Dick, dem weißen, tödlichen Monster der Weltmeere, werden auf den
Walfangflotten von Schiff zu Schiff weitererzählt, denn Seemannsgeschichten
sind eine willkommene Abwechslung beim geselligen Treffen auf See, das Gam
genannt wird. Im Gegensatz zu den Handelsschiffen, die auf hoher See einander
ohne viel Tam Tam begegnen und dann aneinander vorbei fahren, haben es Sklavenschiffe
sehr eilig und segeln schnellstmöglich vorbei. Auf Piratenschiffen heißt der
erste Gruß "Wie viel Schädel?" ähnlich dem der Walfänger, die sich mit
"Wie viel Fass?" begrüßen. Zum Glück halten sich Piratenschiffe nicht sehr
lange auf, während Walfänger gerne Geselligkeiten austauschen, die besagte Gam.
Bild 20
Die
heimwärts segelnde Town-Ho, einem Pottwal Fänger aus Nantucket, - ausschließlich
mit Polynesier bemannt, wie Tashtego bemerkt, bestätigt kurz, von Schiff zu
Schiff, die Sichtung Moby Dicks in südöstlicher Richtung. Die Nachricht
interessiert im Augenblick weniger, als Tashtegos Bemerkung. Nur auf Drängen,
Betteln, Bitten, lässt sich der alte Haudegen darauf ein, mehr zu erzählen,
denn er hatte dem Matrosen Steelkilt geschworen, bei allem was ihm heilig ist,
das Geheimnis zu wahren. Ein Walfänger, wittert gute Geschichten, seine Sinne
sind darauf gepolt, nicht nur Wale zu jagen, sondern Geheimnisse aller Art
aufzuspüren, um sie dann in Stunden der Untätigkeit genüsslich zu zelebrieren.
Wieso fährt ein Schiff aus Nantucket mit einer Mannschaft nur aus Polynesien?
Der Maat
Radneys, ein Nantucketer war für seine Herrschsucht bekannt, besonders die
Binnensegler, Hinterwäldler, standen auf seiner Liste unerwünschten Matrosen
ganz oben, und davon gab es etliche an Bord. Sie zeigten wenig Respekt, waren
stolz und vielen durch störrisches Verhalten auf. Einer von ihnen der Matrosen
Steelkilts, aus Buffalo, wurde von. Radney mit dem Schlegel bedroht, falls er
seine Anweisung, eine niedere Arbeit zu tätigen, nicht Folge leistete.
Steelkilt verweigerte die Aufforderung, weil er sie als Schikane verstand. Der
Drohung mit dem Schlegel begegnete er mit einem Faustschlag, wobei, dank der
Wucht, der Unterkiefer des Maates brach. Steelkilt rief seine beiden Kameraden,
Kanalleute vom Erie-Kanal, zur Hilfe, denn er wollte nicht ungerecht
ausgepeitscht werden. Das wilde Temperament der Kanalleute, - es gibt viele von
ihnen in der Waljägerei-, so dass ihr Ruf, neben den Männern aus Sydney, von Walfangkapitänen
mit großem Misstrauen betrachtet werden. Nicht nur die Kanalleute standen auf
Steelkilts Seite, sondern auch ein Großteil der Binnensegler, Hinterwäldler.. Es
kam zum Tumult und der Gefangennahme der Meuterer, die nach und nach, das
Schiff kam ohne ihre Arbeit nicht aus, von Steelkilt abrückten, dieser selbst
wurde, nach leise ausgesprochenen Drohungen, welche er wohlweislich verschwieg,
nicht vom Kapitän ausgepeitscht, sondern freigelassen.
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Steelkilt
wollte Rache für Radneys ungerechtes Verhalten, schmiedete Mordpläne, aber die
Vorsehung kam ihn zuvor. Der weiße Wal, Moby Dick wurde gesichtet und Radney
begierig auf Jagd zu gehen, sprang ins erste Beiboot, schwang stehend die Lanze
am Bug und gab Befehl auf dem obersten Rücken des Wales zuhalten. Als das Boot
sich unerwartet drehte landete nur Radney auf dem glitschigen Rücken des Wales.
Im nächsten Augenblick richtete sich das Boot wieder auf, wurde durch einen
Schwall schäumenden Wassers zur Seite geschoben, während Radney vergeblich Halt
suchte, das Gleichgewicht verlor und direkt vor dem weit aufgerissenen Maul
landetet. Von den Zähnen gepackt, klemmte der Maat fest zwischen Ober und
Unterkiefer. Moby Dick bäumte sich gen Himmel auf, krümmte seinen Rücken in der
Luft, um tauchte Kopfüber mit dem Radney in die unendliche Tiefe der rauen See und
wart nicht mehr gesehen.
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Der
ungewöhnlich massige Körper des Leviathans, seine eigentümliche, schneeweiße,
runzelige Stirn; sein hoher, weißer, pyramidenförmige Buckel, die in seiner
Haut steckenden Lanzen, Bootssplitter und vielen Tauresten, lesen sich wie ein
offenes Buch vergangener Jagden, sagen diejenigen, die von anderen vom Kampf
auf Leben und Tod gehört haben. So wie Radney für immer verschwand, blieb Ahabs
Bein im Maul des Ungetüms verschwunden, aber der Umstand seines mutigen
Einsatzes während der Jagd, da er die Mannschaft vor dem sicheren Tod rettete, gehört
zu den Legenden des Walfanges, wie die mystisch weiße Farbe des Ungeheuers.
Weiß eine Farbe, die Spielraum bietet für allerlei Fantasien, obwohl, so
scheint es, alte Pottwale ihre Farbe zum Weiß ändern.Bild 24
Ahabs Besessenheit
hat uns angesteckt. Wir sind ganz nah bei ihm, das Jagdfieber hat uns gepackt. Die
Legenden um Moby Dicks gefährliche Arglist, sich immer wieder bei
Verfolgungsjagden umzudrehen, um die Boote zu zerschmettern und dann die
Schiffe zu rammen, schüren zwar Ängste, befeuern aber gleichzeitig einen
unbändigen Kampfgeist den Leviathan zu bezwingen. Eine gefährliche Jagd, die
sich nicht jeder zu traut, aber wir werden siegen, denn wir wissen was zu tun ist,
wenn ein Wal gesichtet wird, wenn der Masttopp ruft:" Er bläst." Wir
werden ihn aussingen, lassen die Boote zu
Wasser und jagen hinter ihm her:
"Besser
ein toter Wal als ein berstendes Schiff."
Es gibt Tage
auf dem Meer, da kein Wind die See berührt, die Segel schlaff in der Takelage
hängen. Tage, da nur das Sonnenlicht unruhig auf der See tanzt. Da entdeckt Daggoo
eine seltsame, große, weiße Masse r, die auf und ab im flimmernden Licht der
Sonne hoch und höher aufsteigt, um dann eine halbe Meile vor dem Bug des
Schiffes, wie ein Schneesturz herabzustürzen, wieder und wieder .Gegen das
grelle Licht schauend, in der Hoffnung Moby Dick gesichtet zu haben, schreit
Daggoo seinen Ruf nach dem Wal aus. "Der weiße Wal, der weiße Wal."
Im Nu entsteht Hektik, alle Mann stehen an Deck und halten Ausschau nach dem
vermeintlichen Wal. Ein Beiboote wird rasch zu Wasser gelassen, doch alles was
sie erkennen können ist eine gewaltige, breiige Masse, Achtelmeilen an Länge und
Breite vom Glanz überzogener sahniger Farbe mit unzählig, langen Armen, die sich
strahlenförmig vom Mittelpunkt ausbreiten sich windend und schlängelnd wie ein
Nest von Anakondas. Kein Wal, sondern ein riesiger Kalmar, der nur selten von
Walfangschiffen gesichtet wurde. Ein wahres Erlebnis, aber Starbuck reagiert
unerwartet, eher wie ein Mystiker als wie ein Jäger. Seine Warnung vor dem
bösen Ohmen, dem Unheil das diejenigen widerfährt, die so einen Kalmar zu
Gesicht wird allgemein belächelt. Queequeg bleibt ruhig und wendet ein, dass
Kalmare zu den Leibspeisen der Pottwale zählen.
Bild 26
"Da bläst
er, da, da, da bläst er! Leewärts ungefähr zwei Seemeilen weg! Ganze Schule
davon", schreit der Masttopp. Endlich können wir unseren Mut beweisen und
die Geschicklichkeit in der Jagd beweisen. Eine Gruppe Wale schwimmt da
draußen. "Die Zeit, die Zeit", denn ein Pottwal bläst wie eine Uhr
tickt, gleichförmig. Daran unterscheiden sich Pottwale von anderen Walen.
"Schwanzflossen, da tauchen sie." Kurz werden wir abgelenkt, denn
eine Gruppe Fremde besteigt mit Käpt´n Ahab ein Boot. Eben noch unsichtbar,
kletterten sie einer nach dem anderen aus dem Bauch des Schiffes im Achterdeck.
Blinde Passagiere, es war also keine Einbildung, das unerwartete Grummeln und
Husten. Misstrauisch beäugen wir Ahabs persönlichen Gefährten, die er uns bis
jetzt vorenthalten hatte. Darunter ein Mann mit weißem Turban, der eher einem
Magier ähnelt, als einem Jäger auf dem Meer. "Fedallah", ruft ihn der
Käpt´n, dessen Gebaren uns von Tag zu Tag sonderbarer vorkommt. Ein Käpt´n und
seine merkwürdigen Gestalten, denen er mehr vertraut als der Mannschaft,
scheint entrückt von allen nachvollziehbaren Handlungen zu sein. Da lob ich mir
meinen Freund Queequeg, ein Königssohn, mutig und selbstlos setzt er sein Leben
ein, um andere vor dem sicheren Tod zu retten.Bild 27
Die Ruderer
ziehen mit aller Kraft die Riemen, damit die Ruderblätter zügig das Wasser durchschneiden.
Die Maate an der Pinne schreien die Kommandos gegen den Wind an, gemeinsam mit
den Hilfsharpunieren lokalisieren sie ihr Ziel, kommen näher, die Wale tauchen
ab, müssen neu fokussiert werden. Ahabs gelbe Tiger, kräftige Jungs jagen den
anderen Booten voraus, geben den Takt an, fixieren einen Wal, umkreisen ihn und
die Harpunen feuern auf das Ziel, dort wo der Wal seine Luftblase hat. Sobald
die getroffen ist füllt sich die Lunge mit Blut und der Wal erstickt
jämmerlich, während die aufgewühlte Gischt sich blutrot färbt. Andere Jäger
werden von ihrem Opfer gezogen, geben Leine, die in seinem Körper fest verankert
ist, warten darauf, dass er ermüdet um dann erneut mit der Harpune
zuzuschlagen. Meine erste Jagd als Ruderer endet jämmerlich in der See, nachdem
das Boot einen Sprung auf den Rücken eines Wales machte und meine Hände die
Ruder vor Schreck freiließen und der Körper mit großer Wucht aus dem Boot fällt.
Binnen Sekunden wandeln sich Wut und Mut in unvorstellbare Todesangst. "Queequeg",
schreie ich, als sein Arm meine Hand ergreift und ins Boot zieht. "Warum hast
du nie von dieser Angst gesprochen."
"Beeilung,
schnell!", schreit Daggo, "die gierigen Haie warten nur auf einen
großen Anteil an der Beute." Wir pullen was das Zeug hält, um die erlegten
Wale zum Schiff zu ziehen. Zuerst wird der große Kopf vom Rumpf getrennt,
senkrecht an den Harken der Kräne hochgezogen, um dann das kostbare Innere zu
ernten, der Amber. Sicherheit gehört zum obersten Gebot, wird mir immer wieder
eingebläut, aber in der Hektik sind auch die erfahrensten Walfänger nicht vor
Unachtsamkeit gefeit. Tashtego verliert das Gleichgewicht und stürzt in den
Kopf, wobei sich die Seile lösen. Armer Tashtego, für immer verloren wird er
jämmerlich oder soll ich sagen glücklicher Mann, der im köstlichsten Teil des
Wales versinken darf. Kaum ergreift mich so etwas wie Trauer, springt Queequeg
dem Mann hinterher. Wir staunen nicht schlecht als er mit Tashtego wieder
auftaucht. Was für ein mutiger, furchtloser Kerl, eben ein echter Königssohn.
Die Wale
sind längsseits der Pequod vertäut, der Bug des Schiffes bricht durch die
Wellen eines vom Blut der Wale rot gefärbten Meeres, ächzend unter der schweren
Last der Beute. Queequeg, der Held, eben noch auf dem Beiboot mit der Harpune
den Wal erlegt, steht er unermüdlich arbeitend, mit einer scharfen Lanze auf
dem glitschigen Rumpf des Tieres, knöcheltief im Wasser um durch die dicke
Haut, an die Fettschicht zu kommen, vertrauend auf die Wächter, die Kameraden,
die mit Lanzen jeden schnappenden Haie ins Meer zurückstoßen. Die Hitze
der Tran Kocher verbindet sich mit der Schwüle des heißen Tages zu einer dicken
Dunstglocke, die das Schiff umhüllt. Eine Knochenarbeit, die die Männer an den
Rand der Erschöpfung bringt. Alles muss schnell gehen, möglichst viel
Walfleisch an Bord gehievt werden. Die Kessel brodeln, die Männer stochern,
rühren solange bis sich der Tran verflüssigt. Der Schweiß, der Gestank der
Öfen, das brodelnde Tran, wir arbeiten bis zur Erschöpfung bis die Fässer
gefüllt mit dem gewinnbringenden Tran randvoll im Laderaum verstaut sind.
Von Tag zu
Tag mehrt sich mein Erfahrungsschatz, steigern sich meine Fähigkeiten ein
Walfänger zu werden. Die Arbeit hat sich gelohnt, die Ladung, das Öl für die
Lampen der Welt sind gesichert, werden auf dem Schiff gleichmäßig verteilt um
eine Schieflage, die gerade bei unruhiger See lebensgefährlich ist, zu
verhindern. Aber dann, undichte Fässer, auslaufendes Öl füllen den Laderaum.
Dem Käpt´n ist es egal, noch berauscht von der Jagd, treibt ihn nur der Hass
auf Moby Dick an. Wo die Verantwortung, die Sicherheit des Schiffes zu
gewährleisten? Nichts dergleichen kommt über seine Lippen. Es ist beruhigend,
einen ersten Maat wie Starbuck zu haben, der Queequeg nach dem Leck suchend
unter Deck schickt. Bis zur Erschöpfung durch das Öl watend, sucht mein Freund
nach undichten Fässern. Wieder an Deck, ohne die Ursachen gefunden zu haben, tritt
ein kranker Mann der Mannschaft entgegen.
Wir wissen
nicht was mit Queequeg los ist, seit vielen Tagen liegt er in seiner Koje,
verweigert jede Nahrung. Mein lieber Freund hat jeden Lebenswillen verloren,
verlangt nach dem Zimmermann, will einen schwarzen Sarg gezimmert haben, um
damit in die Ewigkeit zu reisen. Da steht nun der Sarg, seine kunstvollen
Schnitzereien auf dem Sargdeckel, mit Respekt für die Arbeit, bewundert, das
Innere wirkt einladend bequem. Queequeeg schaut sehr zufrieden, seine Mimik
zeigt Erleichterung. Ist es diesem Umstand zu verdanken, dass eine plötzliche
Besserung seiner Gesundheit eintritt? Gott sei es gedankt oder vielleicht Yojo.
Kurz darauf steht der alte Queequeeg vor uns. Der Sarg hat seine Schuldigkeit
getan, liegt nutzlos an Deck. Die Männer von Walfangschiffen, sind um Ideen
nicht verlegen, wenn es darum geht nutzloses in einen Gebrauchsgegenstand zu
wandeln. Seitdem die einzige Rettungsboje in der aufgewühlten See mit einem Matrosen
verschwand, fehlt es an einem Ersatz. Da lässt sich so ein eckiger Holzkasten
auf einfache Weise umfunktionieren, selbstverständlich nur nach Rücksprache mit
dem Eigner. Nun ziert das Achterdeck, für alle Welt sichtbar eine Sarg Boje.
Ein böses Omen wird gemurmelt und bei Begegnung mit anderen Schiffen machen
sich diese über die Pequod lustig. Schlimmer kann es nicht werden.
Die
Begegnung mit Kapitän Mounttop der Samuel Enderby aus London befeuert unser Jagdfieber,
denn ausgerechnet Moby Dick nahm dem Käpt`n seinen Arm, den nun ein
Walknochenstumpf ersetzt. Nach der Beschreibung des Leviathans gibt es keinen
Zweifel der alte Wal Moby Dick war wieder einmal in Süd östlicher Richtung entwischt.
Die Pequod nimmt den Kurs auf, aber ob wir je dem Ungetüm begegnen werden,
liegt allein in Gottes Hand. Wir folgen unserem Käpt`n egal was kommen wird,
egal die Zeit, egal die Lay nach reichlicher Beute. Es zählt nur die Sucht nach
der Jagd auf Moby Dick. Da kann Starbuck noch so viele Einwände gelten machen, Wahn
scheint ansteckend zu sein, denn nach dem Unbesiegbaren zu suchen macht uns zu
Ahabs Verbündeten.
Bild 33
Eben noch
fieberten wir mit dem Käpt´n, doch die Sucht auf einen letzten Kampf mit dem
weißen Wal hat Ahab rasend gemacht, sein Eifer steigert sich, wie wir, die
Mannschaft ernüchtert dem zusehen und nichts sehnlicher mehr wünschen, als das
Ende allen Übels. Ein Gerücht wird von Mann zu Mann geflüstert, das Ahabs grenzenloser
Hass von einem Unfall herrührt. Nach einem Sturz mit dem Bein aus Walknochen
bohrte sich dieser in die Leistengegend und zerstörte Ahab Männlichkeit. Unser
Mitleid gilt Ahabs junger Ehefrau, die nun mit nur einem Kind stets auf des
Käpt´n Rückkehr warten muss. Hoffen wir darauf, dass niemand vergeblich auf uns
wartet.Bild 34
Der Schmied wird
vom Käpt´n beauftragt aus harten Hufnägeln die eigentlich für Pferde bestimmt
waren, eine ganz besondere Esse für die Harpune zu schmieden. Nicht nur die
Hoffnung auf eine besonders tödliche Waffe befeuert den Geist von Ahab, nein,
er wird auch noch vom Aberglauben getrieben. Die glühende Esse soll mit dem
Blut von Queequeg und Tashego abgelöscht werden um die Kraft der Waffe, ihre
Zielsicherheit zu steigern. Gut, das mag der eine oder andere belächeln, aber
das Wohl der Mannschaft aufs Spiel zu setzen, damit der Blitzeinschlag der Esse
nochmals einen Kraftschub verpasst, macht auch den letzten Fürsprecher für Ahab
stutzig. Starbuck, der seinen letzten Einfluss geltend machen könnte, schon das
Gewehr in der Hand hält, versagt, denn die Treue zum Käpt´n ist stärker als die
Verantwortung für Schiff und Mannschaft. So harren wir dessen was kommt,
unsicher, dass die Ladung durch einen Blitzeinschlag in Brand geraten könnte.
Aber wieder ist die Vorsehung mit Ahab, Gott scheint mit ihm zu sein, denn der
Blitz trifft allein die Esse der Harpune.
Bild 35
Durch
südliche Meerengen zwischen den Inseln zu segeln, birgt nicht nur die Gefahr
auf Grund zu laufen. Stubb steht an der Reling und misst die Meerestiefe anhand
eines verknoteten Seiles, das in die Tiefe gelassen wird. Seine Messungen teilt
der kleine Pip dem Käpt´n mit, der dem Steuermann Order gibt, gegebenenfalls
das Ruder nach Steuerbord oder Backbord zu ziehen. Die Lage zwischen den Inseln
wird unübersichtlich, ideale Verstecke für Piraten, die auf Beute lauern. Die
Jagd nach Moby Dick wird für kurze Zeit verdrängt. Alle warten, mit der Lanze
bewaffnet, auf einen möglichen Überfall, da schreit Stubb: "Piraten
achtern voraus im Lee." Ahab gibt Befehl den Kurs härter am Wind zu segeln
um Fahrt aufzunehmen. Ein Risiko, denn nichts fürchtet ein Schiff mehr als auf
Grund zulaufen, aber in dieser Situation bleibt uns keine andere Wahl, denn
niemand kann einschätzen wie gut die Piraten aufgestellt sind und ein Kampf,
nicht das wir ängstlich sind, wollen wir möglichst vermeiden. So steht Flask immer
noch an der Reling, wirft das Tau mit dem Eimer in die Tiefe und der kleine Pip
läuft flink zwischen Ahab und Maat hin und her. Seit Tagen schon denke ich an das
Schicksal und verknüpfe es voller Angst mit Gott. Auch an diesem Tag scheint er
uns wohl gesonnen zu sein. Der Wind bläst stärker, das Schiff nimmt Fahrt hinaus
auf das offene Meer.
Bild 36
Vor uns ein
Segelschiff, ein Walfänger, wie der Ausguck meldet. Allerdings kreuzt es im
Quadrat, keine übliche Art der Waljagd. Als das Schiff die Pequod wahrnimmt, hält
es auf uns zu. Es ist die Rachel. "Schlechte Nachricht, sie bringt
schlechte Nachricht." Ein Boot mit dem Käpt´n kommt seitwärts und dann an
Bord. Die gute Nachricht, die Mannschaft der Rahel hatte vor kurzer Zeit
Kontakt mit dem Ungetüm, dass wieder, unter großen Verlusten, davon kam.
"Meine Jungs, meine Jungs, habt ihr ein Boot treiben sehn? Lasst mich euer
Schiff für 48 Stunden chartern." Ahab Mine zeigt keine Regung des
Mitgefühls, nur der verdammte Hass auf ein Tier beherrscht sein Verhalten.
Keine Chance für den verzweifelten Kapitän der Rahel, der nicht um seine Söhne
trauern will.Bild 37
Endlich am
vermeintlichen Ziel zu sein, gerät Ahabs Wahn zu neuen Höhen der Ekstase. Den
typischen Geruch eines Pottwals witternd, weist er uns die Richtung. Siehe da,
unmittelbar, geradewegs voraus schwimmt der Wal kurz unter der Wasseroberfläche
glänzt etwas langgestrecktes, silbern, nein, eher weißlich in der Morgensonne.
" Da bläst er! Da bläst er! Ein Höcker wie ein Schneeberg! Moby Dick."
Wem gebührt nun die Goldmünze, Ahab nimmt in Anspruch Moby Dick als erster
gesichtet zu haben, obwohl der Wal von drei Ausgucken gleichzeitig ausgerufen
wurde. Im Nu sind drei Boote zu Wasser gelassen, vorne weg Ahab mit seinem
Mannen, am Bug Fedallah. Noch hat keiner den Wal erreicht, da taucht er ab,
schwenkt ein letztes Mal seine Schwanzflosse in die Höhe um dann von der
Wasseroberfläche zu verschwinden. Still treiben die Boote, abwartend wann das
tödliche Monster wieder auftauchen wird. "1 Stunde" sagt Ahab der im
Heck des Bootes steht. Ein untrügliches Zeichen sind Seevögel, die immer dann
auf einem bestimmten Fleck der Wasseroberfläche fliegen, wenn der Wal auftaucht.
"Die Vögel, die Vögel ", schreit Tashtego und zeigt auf Ahabs Boot. Der
faltige Kopf des Wales trifft mit geöffneten Maul direkt das Boot des Käpt´n.
Ein Zahn verfängt sich an einer Ruderklampe. Rasend vor Wut versucht Ahab mit
bloßen Händen das Boot vom Zahn zu befreien. Doch der Kiefer, gleich einer
Schere, teilt das Boot entzwei. Die Männer schwimmen um ihr Leben weg vom Wal.
Die Pequod drängt sich dazwischen und rettet so Ahab und seine Männer.
Bild 38
Die Nacht
bietet etwas Erholung, die Jagd wird weitergehen. Nach Tagesanbruch, sobald es
Aufklart, beginnt die Jagd erneut. Sollen wir hoffen, dass der Leviathan in den
Weiten des südtropischen Ozeans abgetaucht ist oder geben wir uns gleich dem
Käpt´n dem Jagdrausch hin. Ja, es ist ansteckend, die Lust von Moby Dick
geweckt, treibt uns hinaus in der Hoffnung ihn heute zu erlegen. Angetrieben
von der Erfahrung, die ungefähre Richtung eines Wales bestimmen zu können, jagt
die Pequod auf der Route weiter. Die Winde sind günstig, keine Flaute stoppt
den Wahn, des Käpt´n Raserei, der uns alle wieder erfasst hat, nicht nur weil der
ganzen Mannschaft eine Goldmünze versprochen wurde.
Bild 39
"Seht
ihr ihn" ruft Ahab. Alle Augen sind auf das Meer gerichtet. "Nichts
Sir" Die Sonne steigt hinauf zum Firmament aber Moby Dick bleibt
unsichtbar. Nichtlange, da kreischen die Ausgucker fasst gleichzeitig mit Ahab,
Moby Dicks Sichtung. "Stirne gegen Stirne begegne ich dir ein drittes
Mal", der Käpt´n kennt kein Erbarmen, aber so wie es scheint, der Wal auch
nicht. Der Geruch, der mit dem Wind das Schiff erreicht stinkt nach fauligem
Fleisch und das damit hervorgerufene Unbehagen wird noch verstärkt durch die
vielen Haien rund ums Schiff. Ahab wird mit einem Ersatzboot zu Wasser
gelassen, und meine Wenigkeit, die sich nicht darum gerissen hat einen der
Ruderer zu geben. Plötzlich schwellen die Wasser an, aus der Tiefe steigt ein
weißer runzliger Berg, gespickt mit Eisen und Tauen, welch eine Qual für das
Tier, dass nun, so wirkt es, rasend vor Wut empor steigt, der tote Fedallah an
seiner Seite gefesselt, scheint mit dem losen Armen zu winken, bevor der Wal
wieder in die Tiefe sinkt. Todesangst macht sich breit, die Haie beißen und
beißen immer fort in die Ruderblätter, aber Ahab, von Sinnen vor Hass und
unendlicher Wut, treibt hin zu seiner letzten Jagd. Die Harpune liegt in seiner
Hand, kurz vor dem Wurf entdeckt er die zerfetzte Leiche seines Freundes
Fadallah, dessen leere, weit geöffneten Augen voll auf ihn gerichtet sind. Starbuck
schreit vom Schiff zum Käpt´n hinüber, endlich abzulassen, noch sei es nicht zu
spät, um das Schiff sicher nach Hause zu führen. Im Dunst des Blas angekommen
schleudert Ahab siegesgewiss sein Eisen in den Rumpf des Leviathans hinein. Die
Leinen zu straff, weil niemand sie fieren kann, und der Wal sich seitlich
aufbäumt ist es um Ahab geschehen. Moby Dick zieht ihn in die Tiefe. Vom
Geschehen wegschwimmend, auf der Suche nach einem Stück Holz, sehe ich dem
Elend, das da auf das Schiff zu kommt, aus sicherer, wenn man überhaupt von
Sicherheit auf dem Meer treibend sprechen kann, zu. Das Ungeheuer nimmt Fahrt
auf und rammt mit voller Wucht die Pequod, einmal, zweimal und dann sehe ich
ein berstendes Schiff, das in kreisenden Bewegungen eine großen Sog verursachend,
tiefer und tiefer in den unendlichen Fluten versinkt.
Allein, weit
und breit niemand zusehen, nicht mal Haifische sind in der Nähe, in einiger
Entfernung bewegt sich ein dunkler Fleck. Schwimme darauf zu, zwischen den
Wellen taucht etwas Eckiges auf. Meine Bewegungen werden hektischer, schneller
immer schneller, es könnte eine Rettung sein. Danke Queequeg, du oder war es
dein kleiner Gott Yojo, wachen über mich. Danke für den Sarg, die Rettungsboje,
eine Rettung für den Augenblick.
Die Sonne geht
zweimal im Osten auf und verabschiedet sich zweimal im Westen. Der
Sternenhimmel deckt mich zu, während der abnehmende Mond das Meer wie funkelnde
Diamanten leuchten lässt. An Schlaf ist nicht zu denken, der Sarg dümpelt ruhig
auf den kleinen, glitzernden Wellen. Die Hoffnung auf Rettung stirbt, aber die
Angst vor den Haien verdrängt die Trübsal, hält mich wach, aber keine Flosse
umkreist die kleine Rettungsinsel. Am nächsten Tag sind immer noch keine Haie
in Sicht, sind wohl für die nächste Zeit gesättigt. Mein kurzes Glück verdanke
ich dem Tod meiner Freunden, meiner Familie. Die Augen vom Salzwasser
verkrustet, die Lippen blutig gerissen, quält ein unbändiger Durst meine Sinne.
Hunger und Durst lassen meine Rettung, die ich nun als verlängertes Sterben
ansehe, verfluchen, doch ich bin zu feige dem ein Ende zu setzen und einfach
ins Wasser zu gleiten. Am Horizont erscheint der dunkle Umriss eines Schiffes,
ein Segler, ein Walfänger kommt näher und näher, bis ich erkenne, dass es ist
die Bachelor ist. Der Käpt´n hat die Suche nach seinem Sohn nicht aufgegeben,
mein Glück, dass sie mich finden, aber so etwas wie Freude will nicht aufkommen
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