Moby Dick

Moby Dick
Graphic Novel

Donnerstag, 10. November 2016

Moby Dick Graphic Novel in 40 Bildern





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Wenn der Trübsal gleich einem tristen, nebligen November die Seele umklammert, sucht die Lust in der Wut einen Ausweg aus der Gefangenschaft. Die Wut glaubt in der Jagd nach dem Wal auf dem unberechenbaren Meer ein Ventil gefunden zu haben, um den nach harter Arbeit lechzenden Körper Genugtuung zu verschaffen


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Die Reisetasche unterm Arm geklemmt, die Hände, in den Jackentaschen vor der Kälte geschützt, halten die letzten Geldstücke. Allein die Füße tragen die Hoffnung nach New Bedford, wo, von Zeit zu Zeit, ein Postboot zur Insel Nantucket übersetzt. Dort warten Schiffe auf Mannschaften um der Gier des einträglichen Geschäfts des Walfanges nachzugehen. Die Zeit der Untätigkeit wird der Wind hinwegfegen und die Wellen verschaffen dem Körper an Bord den ersehnten Rhythmus, der jeglicher Übelkeit trotzt





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Nichts regt die Sinne mehr an, als der Kampf mit dem Leviathan. Gleichgültig der Tatsache, dass der Walfang keine feste Heuer vorsieht. Die Schiffseigner bestimmen die Anteile vom Nettogewinn, Lay genannt. Die Höhe der Lay hängt vom Grad der Bedeutung des Einzelnen auf dem Schiff ab. Mein Anteil wird gering ausfallen, denn die Fähigkeiten wollen erst entwickelt werden. Mit viel Glück, vielleicht, wird der Anteil den Preis der Arbeitskleidung begleichen, denn Kost und Logis sind die nächsten 3 Jahren gesichert. So Gott will, kehren wir nach erfolgreicher Jagd zurück.





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Die Tafeln der Erinnerung an den Wänden der Kirche von New Bedford bewahren die Namen der Opfer, die das Meer verschlungen hat. Der Tod schreckt nicht die Lust am Abenteuer, im Gegenteil, sie gibt Kraft um sich mit den Naturgewalten zu messen damit der Wille zum Überleben den Preis der Freiheit gewinnt. Vielmehr wollen wir nicht, dass ist alles was ich, Ishmael, will.






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Dem Himmel sei Dank für die Güte des Wirtes vom Wal Inn aus New Bedford, der mir freundlich anbot die Nacht mit einem Fremden zu teilen. Eine Lösung aus der Not geboren, hieß es doch entweder draußen in der Kälte zu übernachten oder auf der Holzbank in der zugigen Gaststube. Mein Bettgeselle, ein Fremder aus fernen Landen, der seine Münzen mit dem Verkauf von Schrumpfköpfen mehrte, scheint mir in keiner Weise vertrauenswürdig zu sein, aber die Aussicht in einem breiten Bett, geschützt vor Kälte, zu nächtigen, deckt alle Bedenken zu. Spät in der Nacht erscheint der Schatten eines Riesen im Raum, eine stählende Klinge zeigt bedrohlich in meine Richtung. Der Tatsache geschuldet, dass Angst ein unsicherer Begleiter ist, nehme ich all meinen Mut zusammen und will beschwichtigen. Der Fremde versteht nicht, meine vorgetäuschte  Gelassenheit schwindet, da naht Rettung in Gestalt             des Wirtes, der die Sache bestimmend aufklärt.

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Im Schein der Kerze steht ein Hüne von Mann, von Kopf bis Fuß tätowiert mit geometrischen Formen, im Raum. Wie begegnet man einem Wilden, der eher einem Monster ähnelt als einem Menschen. Aus dem warmen Bett heraus bleibt nur eine gewisse Freundlichkeit zu zeigen. Ein guter Entschluss, denn der Mann erweist sich als überaus friedlich. Gemeinsam rauchen wir seine Pfeife, der Bann ist endgültig gebrochen und der Schlaf deckt jeden Zweifel zu, wohlgemerkt, wir teilen nur das Bett nicht die Körper.

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"Nenn mich Queequeg.", sagt der Fremde. Wir sind Freunde und Freunde teilen Hab und Gut." Was will er teilen? Kaum gedacht, da liegt die Hälfte seiner Münzen in meiner Hand. Es käme einer Beleidigung gleich, warnt eine innere Stimme, so ein Angebot abzulehnen. Wie von selbst verschwinden die Münzen in der Jackentasche, wo sie meine wenigen mehren. Freundschaft ist gleichbedeutend mit seelenverwandt zu sein, über alles Weitere entscheidet Queequegs kleiner schwarzer Gott Yojo. Zu meinem Erstaunen bestimmt Yojo, dass wir gemeinsam auf Walfang gehen, auf einem Schiff, das ich, Ishmael auszuwählen habe. Nun gut, aber wie kann ich, der zwar mit der Handelsmarine zur See gefahren ist, aber vom Walfang nicht die blasseste Ahnung hat, das geeignete Schiff finden.

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Der Zeitpunkt ist gekommen, da ein Postschiff zur Insel Nantucket übersetzt, wo wir ein gemeinsames Quartier beziehen und ich als bald mit der Suche beginne, während Queequeg wiedermal Zwiesprache mit seinem Gott Yojo hält.
Im Hafen liegen drei Walfänger am Pier vor Anker, aber welches wird das richtige sein? Die Pequod, ein wunderliches Gefährt, eher einer asiatischen Dschunke ähnelnd, dessen Fahrten über die Weltmeere tiefe Spuren ins Schiff gebrannt haben. Ein Schiff voller Geheimnisse, die vom Abenteuer zu erzählen scheinen, genau das richtige für einen Mann der die Herausforderung sucht.


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An Bord begutachten mich die Schiffseigner, zweifeln an meinen Fähigkeiten, aber dann, nach langem hin und her, lassen sie mich zu einem winzigen Anteil der Lay den Vertrag unterschreiben. Immerhin bin ich nun ein Mitglied der Mannschaft, ob mit oder ohne Queequeg. Die Tatsache, dass der Käpt´n, der wichtigste Mann an Bord, dem das Vertrauen der Mannschaft gehören sollte, unsichtbar bleibt, macht stutzig. "Käpt'n Ahab pflegt sein amputiertes Bein.", beschwichtigen die Eigner, selbst pensionierte Kapitäne. Trotzdem bleibt eine Unsicherheit, die zwischen Bedenken und Mitgefühl schwankt. Daran ändert auch die Aussage nichts, dass Käpt'n Ahab zwar kein besonders gottesfürchtiger Mann sei, aber ein verflucht, guter Mann sei.

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"Unchristlichen Kannibalen ist der Zutritt auf der Pequod verboten", brüllen die Schiffseigner als Queequeg an Bord geht. Nachdem sie seiner Harpune gewahr werden, wird ihr Ton etwas ruhiger. "Es sei denn, Wilde haben die christlichen Werte mit der Taufe erfahren und belegen dies mit behördlichen Papieren." Als erfahrener Harpunier zeigt Queequeg die geforderten Papiere vor, um dann im nächsten Augenblick die Harpune mit großer Kraft und Genauigkeit auf ein Ziel zu werfen. Eine Leistung, die die Eigner in Erstaunen versetzt, so dass sie alle moralischen Bedenken über Bord werfen und Queequeg zu einer sehr, sehr guten Lay unter Vertrag nehmen.
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Kein Käpt'n Ahab weit und breit. Was für ein Mensch ist dieser Mann mit uneingeschränkter Gewalt über Schiff und Mannschaft. Ein Käpt'n der über Leben und Tod an Bord herrscht. Es heißt, Käpt'n Ahab befindet sich in seiner Kabine auf dem Weg der Besserung.

Allein die Schiffseigner Käpt'n Bildad und Käpt'n Peleg überwachen das Beladen und Verstauen all der Dinge, die auf einer dreijährigen Haushaltsführung auf den weiten Weltmeeren unentbehrlich sind, schließlich gibt es unterwegs nur sehr wenige um nicht zu sagen keine Möglichkeiten Ersatz zu besorgen. 

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Die Zeit will und will nicht vergehen. Nach Tagen des Wartens ist es endlich soweit, wir lichten die Anker. Draußen vor der Küste gehen die Lotsen, die Schiffseigner, von Bord auf die seitwärts liegende Schaluppe. Nicht ohne sich vom ersten Maat zu verabschieden mit den Worten.
"Starbuck, wir verlassen uns auf sie, das Schiff hat viel Platz für den Tran, wir wollen reichlich Beute sehen."
Die Küste verschwindet im letzten Licht des Tages, wir nehmen Kurs auf den Atlantik, in südlicher Richtung. Die Dunkelheit bringt die winterliche Kälte ins Bewusstsein zurück. Die Körper zittern im Rhythmus der Schiffsbewegungen, auch eine Flasche Schnaps wärmt nicht, genauso wenig wie die Aussicht auf eine Fahrt in wärmere Regionen. Der Schlaf will sich nicht einstellen, die Männer vertreiben sich die Zeit mit Erinnerungen an erfolgreiche Wal Jagden. Immer wieder die Frage: "Wer ist der unsichtbare Käpt`n Ahab?" Eine Antwort geben die, die ihn schon erlebt haben:
Käpt`n Ahab is Käpt`n Ahab.

Eine Aussage, die nur mit viel Fantasie ein Bild von Käpt´n Ahab ergibt. Nur das dumpfe Pochen seines Beinstumpfes, aus dem Knochen eines Wales nehmen wir wahr, denn es dröhnt Nacht für Nacht durch alle Kojen, wenn der Käpt´n über das Achterdeck humpelt.

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Was wäre das Schiff ohne die Offiziere, die Maate. Sie allein schaffen Vertrauen, verteilen die Aufgaben, zu denen das befehligen der Streitkräfte zählt, das Führen der Beiboote zum Angriff auf die Wale als Harpuniere. Am Beginn der Fahrt wählt sich jeder Maat seine Hilfsharpuniere aus. Der erste Maat Starbuck, ein großer hagerer Mann, dessen Fähigkeiten ein jeder mit Hochachtung begegnet, wählt den Besten und das ist Queequeg. Der zweite Maat Stubb, dessen Pfeife stets in seinem Mundwinkel klebt, arbeitet eng mit dem Draufgänger Tashtego, einem Indianer aus der Gegend von Nantucket. Sein Dorf versorgt seit unendlichen Zeiten die Walfänger mit vielen guten Harpunieren. Für den dritten Maat Flask bleibt der alte, erfahrene Walfänger Daggo, ein dunkelhäutiger Riese. Genaugenommen sind wir alle Isolatos, eine bunte, globale Truppe, die auf Walfang geht, ohne sich um die Herkunft des Einzelnen zu scheren.

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"Wir Walfänger", sagt Daggo, "empfinden eine gewisse Würde für das Geschäft, wohl wissend, dass die Arbeit ohne Anerkennung bleiben wird. Nur die Soldaten, die Schlächter auf dem Feld der Ehre, genießen ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, während über die Schlächter der Wale die Nase gerümpft wird. Dabei ist es doch gerade unsere Arbeit die der Weltwirtschaft den Aufschwung verschafft, aber das zählt weniger als die blutigen Schlachten der Kriege." "Du musst wissen," ergänzt Starbuck, "der Walfang ist ein weltumspannendes Geschäft. Walfang Flotten aus allen Herren Ländern haben schließlich die Dominanz der Spanier in Südamerika durchbrochen und die Demokratie nach Peru, Chile und Bolivien getragen. Wir Walfänger sind die wahren Mütter der Kolonie Australien." Ob Seemannsgarn oder nicht, ich nehme die Aussagen voller Stolz für wahr, dass die Walfänger, zu Beginn der Besiedelung, etliche Male Auswanderer mit dem Schiffszwieback vor dem Verhungern gerettet haben. "In Australien und auf den unzähligen Inseln hat man heute noch große Hochachtung vor den Walfängern, die den Händlern den Weg wiesen", sagt eine Stimme aus dem Hintergrund, könnte von Pip dem Schiffsjungen stammen, einem aufgeweckten Schwarzen.

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Ohne gute Mahlzeiten passiert nichts an Bord, denn hungrig lässt sich schlecht mit dem Wal kämpfen. Es herrschen strenge Regeln auch bei der Essenausgabe: der weiße Steward Blaßkopp informiert den Käpt´n Ahab, der reicht die Nachricht weiter an den ersten Maat Starbuck, der an den zweiten Maat Stubb, der es letztlich an den dritten Maat Flask gibt. Ahab führt den Vorsitz an der Tafel in der Offizierskajüte im Achterdeck. Nimmt sich als erstes, reicht das Fleisch weiter bis zum Schluss Flask von den Resten nimmt. Armer Dritte Maat, er wird niemals satt, denn sobald der Käpt´n oder einer der anderen fertig gegessen haben, bedeutet dies für Flaks das Ende seiner Mahlzeit. Da lob ich mir die Mannschaftskajüte, hier kann ein jeder prassen wie er will, alle werden satt, die Stimmung laut und gut gelaunt, so ganz anders als in der Offizierskajüte. Der kleine, weiße Steward Blaßkopp bedient die Offiziere ebenso wie die bunte Mannschaft aus aller Welt. Ein Mitglied der weißen Menschheit bedient ganz selbstverständlich jedes Mitglieder der Mannschaft. Ein Umstand, den nur ich zu bemerken scheine, der mir aber ein Schmunzeln abringt.

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Dem Masttopp gebührt eine wichtige Stellung auf dem Walfänger Schiff. Von dort, 100 Fuß über den Decks, sind die gewaltigen Ungeheuer des Meeres als erstes zuerkennen. Die drei Masttopps bleiben bemannt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Da steh ich jetzt die nächsten zwei Stunden und schaue verloren in die unendlich sich reihenden Wogen der See. Die lauen Passatwinde umschmeicheln, sodass alles in der Mattheit einer erhabenen Ereignislosigkeit verschwimmt. Mein gewöhnlicher Hochsitz ist der Topp auf der Bramstenge, wo die Füße auf zwei dünnen parallelen Stangen stehen, leider keine kleinen Zelte oder Kanzeln, Krähennester genannt, wie bei den Walfänger Schiffen im hohen Norden. So oder so, wehe die Ausgucker im Masttopp verlieren in der Eintönigkeit die Aufmerksamkeit, denn Wale sind immer seltener zu finden, obwohl ihre Wander Ruten auf Seekarten dokumentiert sind

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Der Langeweile zu trotzen bleibt nur ein intensives Erinnern an dass, wovon ein echter Walfänger Kenntnis haben muss. Walarten zu unterscheiden beginnt bei der Blas, einer Art Nebelfontäne, die von Weiten als erstes zu erkennen ist. Der Pottwal bläst leicht nach vorne geneigt, wobei der Blas dann backbordseitig abfließt. Der Blas des großen Blauwals erreicht eine Höhe bis zu 13 Yards. Bartenwale erzeugen aus 2 Blaslöcher einen geteilten, V-förmigen Blas. Hin und wieder kommt es vor, soweit der Zufall es gut mit dem Masttopp meint, dass ein Wal in Schiffs Nähe, dicht unter der Wasseroberfläche schwimmt. Nur die Lust, die Gier nach der Jagd verhindert Müdigkeit oder Abschweifen in Träumerei von der holden Weiblichkeit, die sich hin und wieder immer ins Bewusstsein schleicht und nur mit großer Mühe unterdrückt werden kann.

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Poch, Poch, dröhnt es vom Beinstumpf des Käpt´n übers Deck. Oh, Ahab spricht zu uns, der versammelten Mannschaft. Seine düstere Erscheinung unterstreicht eine große Narb die von der Stirn bis hinab zum Kinn das Gesicht entstellt. Seine Verletzungen rühren vom Kampf mit einem Wal, flüstern diejenigen, die seine Geschichte kennen. Die Männer kuschen, trauen sich nicht dem Käpt´n in die Augen zu schauen, die Furcht ist ihnen ins Gesicht geschrieben, so wie das entstellte Gesicht sie mit einem Ausdruck der Besessenheit fixiert. Ein spanisches Goldstück, ein Vermögen für unsereins, schlägt Ahab an den Großmast. Eine Belohnung für den Ersten der den weißen Pottwal sichtet. "Moby Dick", flüstert Starbuck. Ein Unbehagen lässt sich von seinem Gesicht ablesen, spricht vom Wahnsinn der Verfolgung eines elenden Tieres, das Käpt´n Ahabs Bein nahm. "Den verhasste Wal auf dem unendlichen Meer zu finden wird ein fasst unmögliches Unterfangen sein, dass der Mannschaft die letzte Kraft kosten wird." Wir, die Mannschaft überhören Starbucks Einwand, wollen nichts sehnlicher als den gefährlichen Kampf mit dem Ungetüm, mit Moby Dick, um des Goldstückes Willen wagen, mehr, als fette Beute zu machen. Es vibriert im ganzen Körper, die Anspannung wächst, die Lust auf den Kampf mit dem tödlichen Monster weckt ein starkes Gefühl, das nach Gewalt, nach unbändiger Wut schmeckt. Egal wo er schwimmt, wir werden ihn aufspüren und töten und sein Tran wird von besonderer, magischer Intensität sein.


Bild 19
Die Legenden von Moby Dick, dem weißen, tödlichen Monster der Weltmeere, werden auf den Walfangflotten von Schiff zu Schiff weitererzählt, denn Seemannsgeschichten sind eine willkommene Abwechslung beim geselligen Treffen auf See, das Gam genannt wird. Im Gegensatz zu den Handelsschiffen, die auf hoher See einander ohne viel Tam Tam begegnen und dann aneinander vorbei fahren, haben es Sklavenschiffe sehr eilig und segeln schnellstmöglich vorbei. Auf Piratenschiffen heißt der erste Gruß "Wie viel Schädel?" ähnlich dem der Walfänger, die sich mit "Wie viel Fass?" begrüßen. Zum Glück halten sich Piratenschiffe nicht sehr lange auf, während Walfänger gerne Geselligkeiten austauschen, die besagte Gam.


Bild 20
Die heimwärts segelnde Town-Ho, einem Pottwal Fänger aus Nantucket, - ausschließlich mit Polynesier bemannt, wie Tashtego bemerkt, bestätigt kurz, von Schiff zu Schiff, die Sichtung Moby Dicks in südöstlicher Richtung. Die Nachricht interessiert im Augenblick weniger, als Tashtegos Bemerkung. Nur auf Drängen, Betteln, Bitten, lässt sich der alte Haudegen darauf ein, mehr zu erzählen, denn er hatte dem Matrosen Steelkilt geschworen, bei allem was ihm heilig ist, das Geheimnis zu wahren. Ein Walfänger, wittert gute Geschichten, seine Sinne sind darauf gepolt, nicht nur Wale zu jagen, sondern Geheimnisse aller Art aufzuspüren, um sie dann in Stunden der Untätigkeit genüsslich zu zelebrieren. Wieso fährt ein Schiff aus Nantucket mit einer Mannschaft nur aus Polynesien?

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Der Maat Radneys, ein Nantucketer war für seine Herrschsucht bekannt, besonders die Binnensegler, Hinterwäldler, standen auf seiner Liste unerwünschten Matrosen ganz oben, und davon gab es etliche an Bord. Sie zeigten wenig Respekt, waren stolz und vielen durch störrisches Verhalten auf. Einer von ihnen der Matrosen Steelkilts, aus Buffalo, wurde von. Radney mit dem Schlegel bedroht, falls er seine Anweisung, eine niedere Arbeit zu tätigen, nicht Folge leistete. Steelkilt verweigerte die Aufforderung, weil er sie als Schikane verstand. Der Drohung mit dem Schlegel begegnete er mit einem Faustschlag, wobei, dank der Wucht, der Unterkiefer des Maates brach. Steelkilt rief seine beiden Kameraden, Kanalleute vom Erie-Kanal, zur Hilfe, denn er wollte nicht ungerecht ausgepeitscht werden. Das wilde Temperament der Kanalleute, - es gibt viele von ihnen in der Waljägerei-, so dass ihr Ruf, neben den Männern aus Sydney, von Walfangkapitänen mit großem Misstrauen betrachtet werden. Nicht nur die Kanalleute standen auf Steelkilts Seite, sondern auch ein Großteil der Binnensegler, Hinterwäldler.. Es kam zum Tumult und der Gefangennahme der Meuterer, die nach und nach, das Schiff kam ohne ihre Arbeit nicht aus, von Steelkilt abrückten, dieser selbst wurde, nach leise ausgesprochenen Drohungen, welche er wohlweislich verschwieg, nicht vom Kapitän ausgepeitscht, sondern freigelassen.


Bild 22
Steelkilt wollte Rache für Radneys ungerechtes Verhalten, schmiedete Mordpläne, aber die Vorsehung kam ihn zuvor. Der weiße Wal, Moby Dick wurde gesichtet und Radney begierig auf Jagd zu gehen, sprang ins erste Beiboot, schwang stehend die Lanze am Bug und gab Befehl auf dem obersten Rücken des Wales zuhalten. Als das Boot sich unerwartet drehte landete nur Radney auf dem glitschigen Rücken des Wales. Im nächsten Augenblick richtete sich das Boot wieder auf, wurde durch einen Schwall schäumenden Wassers zur Seite geschoben, während Radney vergeblich Halt suchte, das Gleichgewicht verlor und direkt vor dem weit aufgerissenen Maul landetet. Von den Zähnen gepackt, klemmte der Maat fest zwischen Ober und Unterkiefer. Moby Dick bäumte sich gen Himmel auf, krümmte seinen Rücken in der Luft, um tauchte Kopfüber mit dem Radney in die unendliche Tiefe der rauen See und wart nicht mehr gesehen.


Bild 23
Der ungewöhnlich massige Körper des Leviathans, seine eigentümliche, schneeweiße, runzelige Stirn; sein hoher, weißer, pyramidenförmige Buckel, die in seiner Haut steckenden Lanzen, Bootssplitter und vielen Tauresten, lesen sich wie ein offenes Buch vergangener Jagden, sagen diejenigen, die von anderen vom Kampf auf Leben und Tod gehört haben. So wie Radney für immer verschwand, blieb Ahabs Bein im Maul des Ungetüms verschwunden, aber der Umstand seines mutigen Einsatzes während der Jagd, da er die Mannschaft vor dem sicheren Tod rettete, gehört zu den Legenden des Walfanges, wie die mystisch weiße Farbe des Ungeheuers. Weiß eine Farbe, die Spielraum bietet für allerlei Fantasien, obwohl, so scheint es, alte Pottwale ihre Farbe zum Weiß                                                                                                                                                 ändern.

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Ahabs Besessenheit hat uns angesteckt. Wir sind ganz nah bei ihm, das Jagdfieber hat uns gepackt. Die Legenden um Moby Dicks gefährliche Arglist, sich immer wieder bei Verfolgungsjagden umzudrehen, um die Boote zu zerschmettern und dann die Schiffe zu rammen, schüren zwar Ängste, befeuern aber gleichzeitig einen unbändigen Kampfgeist den Leviathan zu bezwingen. Eine gefährliche Jagd, die sich nicht jeder zu traut, aber wir werden siegen, denn wir wissen was zu tun ist, wenn ein Wal gesichtet wird, wenn der Masttopp ruft:" Er bläst." Wir werden ihn aussingen, lassen die Boote zu 

Wasser und jagen hinter ihm her:
"Besser ein toter Wal als ein berstendes Schiff."

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Es gibt Tage auf dem Meer, da kein Wind die See berührt, die Segel schlaff in der Takelage hängen. Tage, da nur das Sonnenlicht unruhig auf der See tanzt. Da entdeckt Daggoo eine seltsame, große, weiße Masse r, die auf und ab im flimmernden Licht der Sonne hoch und höher aufsteigt, um dann eine halbe Meile vor dem Bug des Schiffes, wie ein Schneesturz herabzustürzen, wieder und wieder .Gegen das grelle Licht schauend, in der Hoffnung Moby Dick gesichtet zu haben, schreit Daggoo seinen Ruf nach dem Wal aus. "Der weiße Wal, der weiße Wal." Im Nu entsteht Hektik, alle Mann stehen an Deck und halten Ausschau nach dem vermeintlichen Wal. Ein Beiboote wird rasch zu Wasser gelassen, doch alles was sie erkennen können ist eine gewaltige, breiige Masse, Achtelmeilen an Länge und Breite vom Glanz überzogener sahniger Farbe mit unzählig, langen Armen, die sich strahlenförmig vom Mittelpunkt ausbreiten sich windend und schlängelnd wie ein Nest von Anakondas. Kein Wal, sondern ein riesiger Kalmar, der nur selten von Walfangschiffen gesichtet wurde. Ein wahres Erlebnis, aber Starbuck reagiert unerwartet, eher wie ein Mystiker als wie ein Jäger. Seine Warnung vor dem bösen Ohmen, dem Unheil das diejenigen widerfährt, die so einen Kalmar zu Gesicht wird allgemein belächelt. Queequeg bleibt ruhig und wendet ein, dass Kalmare zu den Leibspeisen der Pottwale zählen. 

Bild 26
"Da bläst er, da, da, da bläst er! Leewärts ungefähr zwei Seemeilen weg! Ganze Schule davon", schreit der Masttopp. Endlich können wir unseren Mut beweisen und die Geschicklichkeit in der Jagd beweisen. Eine Gruppe Wale schwimmt da draußen. "Die Zeit, die Zeit", denn ein Pottwal bläst wie eine Uhr tickt, gleichförmig. Daran unterscheiden sich Pottwale von anderen Walen. "Schwanzflossen, da tauchen sie." Kurz werden wir abgelenkt, denn eine Gruppe Fremde besteigt mit Käpt´n Ahab ein Boot. Eben noch unsichtbar, kletterten sie einer nach dem anderen aus dem Bauch des Schiffes im Achterdeck. Blinde Passagiere, es war also keine Einbildung, das unerwartete Grummeln und Husten. Misstrauisch beäugen wir Ahabs persönlichen Gefährten, die er uns bis jetzt vorenthalten hatte. Darunter ein Mann mit weißem Turban, der eher einem Magier ähnelt, als einem Jäger auf dem Meer. "Fedallah", ruft ihn der Käpt´n, dessen Gebaren uns von Tag zu Tag sonderbarer vorkommt. Ein Käpt´n und seine merkwürdigen Gestalten, denen er mehr vertraut als der Mannschaft, scheint entrückt von allen nachvollziehbaren Handlungen zu sein. Da lob ich mir meinen Freund Queequeg, ein Königssohn, mutig und selbstlos setzt er sein Leben ein, um andere vor dem sicheren Tod zu retten.


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Die Ruderer ziehen mit aller Kraft die Riemen, damit die Ruderblätter zügig das Wasser durchschneiden. Die Maate an der Pinne schreien die Kommandos gegen den Wind an, gemeinsam mit den Hilfsharpunieren lokalisieren sie ihr Ziel, kommen näher, die Wale tauchen ab, müssen neu fokussiert werden. Ahabs gelbe Tiger, kräftige Jungs jagen den anderen Booten voraus, geben den Takt an, fixieren einen Wal, umkreisen ihn und die Harpunen feuern auf das Ziel, dort wo der Wal seine Luftblase hat. Sobald die getroffen ist füllt sich die Lunge mit Blut und der Wal erstickt jämmerlich, während die aufgewühlte Gischt sich blutrot färbt. Andere Jäger werden von ihrem Opfer gezogen, geben Leine, die in seinem Körper fest verankert ist, warten darauf, dass er ermüdet um dann erneut mit der Harpune zuzuschlagen. Meine erste Jagd als Ruderer endet jämmerlich in der See, nachdem das Boot einen Sprung auf den Rücken eines Wales machte und meine Hände die Ruder vor Schreck freiließen und der Körper mit großer Wucht aus dem Boot fällt. Binnen Sekunden wandeln sich Wut und Mut in unvorstellbare Todesangst. "Queequeg", schreie ich, als sein Arm meine Hand ergreift und ins Boot zieht. "Warum hast du nie von dieser Angst gesprochen."


 Bild 28
"Beeilung, schnell!", schreit Daggo, "die gierigen Haie warten nur auf einen großen Anteil an der Beute." Wir pullen was das Zeug hält, um die erlegten Wale zum Schiff zu ziehen. Zuerst wird der große Kopf vom Rumpf getrennt, senkrecht an den Harken der Kräne hochgezogen, um dann das kostbare Innere zu ernten, der Amber. Sicherheit gehört zum obersten Gebot, wird mir immer wieder eingebläut, aber in der Hektik sind auch die erfahrensten Walfänger nicht vor Unachtsamkeit gefeit. Tashtego verliert das Gleichgewicht und stürzt in den Kopf, wobei sich die Seile lösen. Armer Tashtego, für immer verloren wird er jämmerlich oder soll ich sagen glücklicher Mann, der im köstlichsten Teil des Wales versinken darf. Kaum ergreift mich so etwas wie Trauer, springt Queequeg dem Mann hinterher. Wir staunen nicht schlecht als er mit Tashtego wieder auftaucht. Was für ein mutiger, furchtloser Kerl, eben ein echter Königssohn.

 Bild 29
Die Wale sind längsseits der Pequod vertäut, der Bug des Schiffes bricht durch die Wellen eines vom Blut der Wale rot gefärbten Meeres, ächzend unter der schweren Last der Beute. Queequeg, der Held, eben noch auf dem Beiboot mit der Harpune den Wal erlegt, steht er unermüdlich arbeitend, mit einer scharfen Lanze auf dem glitschigen Rumpf des Tieres, knöcheltief im Wasser um durch die dicke Haut, an die Fettschicht zu kommen, vertrauend auf die Wächter, die Kameraden, die mit Lanzen jeden schnappenden Haie ins Meer zurückstoßen. Die Hitze der Tran Kocher verbindet sich mit der Schwüle des heißen Tages zu einer dicken Dunstglocke, die das Schiff umhüllt. Eine Knochenarbeit, die die Männer an den Rand der Erschöpfung bringt. Alles muss schnell gehen, möglichst viel Walfleisch an Bord gehievt werden. Die Kessel brodeln, die Männer stochern, rühren solange bis sich der Tran verflüssigt. Der Schweiß, der Gestank der Öfen, das brodelnde Tran, wir arbeiten bis zur Erschöpfung bis die Fässer gefüllt mit dem gewinnbringenden Tran randvoll im Laderaum verstaut sind.

 Bild 30
Von Tag zu Tag mehrt sich mein Erfahrungsschatz, steigern sich meine Fähigkeiten ein Walfänger zu werden. Die Arbeit hat sich gelohnt, die Ladung, das Öl für die Lampen der Welt sind gesichert, werden auf dem Schiff gleichmäßig verteilt um eine Schieflage, die gerade bei unruhiger See lebensgefährlich ist, zu verhindern. Aber dann, undichte Fässer, auslaufendes Öl füllen den Laderaum. Dem Käpt´n ist es egal, noch berauscht von der Jagd, treibt ihn nur der Hass auf Moby Dick an. Wo die Verantwortung, die Sicherheit des Schiffes zu gewährleisten? Nichts dergleichen kommt über seine Lippen. Es ist beruhigend, einen ersten Maat wie Starbuck zu haben, der Queequeg nach dem Leck suchend unter Deck schickt. Bis zur Erschöpfung durch das Öl watend, sucht mein Freund nach undichten Fässern. Wieder an Deck, ohne die Ursachen gefunden zu haben, tritt ein kranker Mann der Mannschaft entgegen. 

 Bild 31
Wir wissen nicht was mit Queequeg los ist, seit vielen Tagen liegt er in seiner Koje, verweigert jede Nahrung. Mein lieber Freund hat jeden Lebenswillen verloren, verlangt nach dem Zimmermann, will einen schwarzen Sarg gezimmert haben, um damit in die Ewigkeit zu reisen. Da steht nun der Sarg, seine kunstvollen Schnitzereien auf dem Sargdeckel, mit Respekt für die Arbeit, bewundert, das Innere wirkt einladend bequem. Queequeeg schaut sehr zufrieden, seine Mimik zeigt Erleichterung. Ist es diesem Umstand zu verdanken, dass eine plötzliche Besserung seiner Gesundheit eintritt? Gott sei es gedankt oder vielleicht Yojo. Kurz darauf steht der alte Queequeeg vor uns. Der Sarg hat seine Schuldigkeit getan, liegt nutzlos an Deck. Die Männer von Walfangschiffen, sind um Ideen nicht verlegen, wenn es darum geht nutzloses in einen Gebrauchsgegenstand zu wandeln. Seitdem die einzige Rettungsboje in der aufgewühlten See mit einem Matrosen verschwand, fehlt es an einem Ersatz. Da lässt sich so ein eckiger Holzkasten auf einfache Weise umfunktionieren, selbstverständlich nur nach Rücksprache mit dem Eigner. Nun ziert das Achterdeck, für alle Welt sichtbar eine Sarg Boje. Ein böses Omen wird gemurmelt und bei Begegnung mit anderen Schiffen machen sich diese über die Pequod lustig. Schlimmer kann es nicht werden.

 Bild 32
Die Begegnung mit Kapitän Mounttop der Samuel Enderby aus London befeuert unser Jagdfieber, denn ausgerechnet Moby Dick nahm dem Käpt`n seinen Arm, den nun ein Walknochenstumpf ersetzt. Nach der Beschreibung des Leviathans gibt es keinen Zweifel der alte Wal Moby Dick war wieder einmal in Süd östlicher Richtung entwischt. Die Pequod nimmt den Kurs auf, aber ob wir je dem Ungetüm begegnen werden, liegt allein in Gottes Hand. Wir folgen unserem Käpt`n egal was kommen wird, egal die Zeit, egal die Lay nach reichlicher Beute. Es zählt nur die Sucht nach der Jagd auf Moby Dick. Da kann Starbuck noch so viele Einwände gelten machen, Wahn scheint ansteckend zu sein, denn nach dem Unbesiegbaren zu suchen macht uns zu Ahabs Verbündeten.


Bild 33
Eben noch fieberten wir mit dem Käpt´n, doch die Sucht auf einen letzten Kampf mit dem weißen Wal hat Ahab rasend gemacht, sein Eifer steigert sich, wie wir, die Mannschaft ernüchtert dem zusehen und nichts sehnlicher mehr wünschen, als das Ende allen Übels. Ein Gerücht wird von Mann zu Mann geflüstert, das Ahabs grenzenloser Hass von einem Unfall herrührt. Nach einem Sturz mit dem Bein aus Walknochen bohrte sich dieser in die Leistengegend und zerstörte Ahab Männlichkeit. Unser Mitleid gilt Ahabs junger Ehefrau, die nun mit nur einem Kind stets auf des Käpt´n Rückkehr warten muss. Hoffen wir darauf, dass niemand vergeblich auf uns wartet.






 Bild 34
Der Schmied wird vom Käpt´n beauftragt aus harten Hufnägeln die eigentlich für Pferde bestimmt waren, eine ganz besondere Esse für die Harpune zu schmieden. Nicht nur die Hoffnung auf eine besonders tödliche Waffe befeuert den Geist von Ahab, nein, er wird auch noch vom Aberglauben getrieben. Die glühende Esse soll mit dem Blut von Queequeg und Tashego abgelöscht werden um die Kraft der Waffe, ihre Zielsicherheit zu steigern. Gut, das mag der eine oder andere belächeln, aber das Wohl der Mannschaft aufs Spiel zu setzen, damit der Blitzeinschlag der Esse nochmals einen Kraftschub verpasst, macht auch den letzten Fürsprecher für Ahab stutzig. Starbuck, der seinen letzten Einfluss geltend machen könnte, schon das Gewehr in der Hand hält, versagt, denn die Treue zum Käpt´n ist stärker als die Verantwortung für Schiff und Mannschaft. So harren wir dessen was kommt, unsicher, dass die Ladung durch einen Blitzeinschlag in Brand geraten könnte. Aber wieder ist die Vorsehung mit Ahab, Gott scheint mit ihm zu sein, denn der Blitz trifft allein die Esse der Harpune.

Bild 35

Durch südliche Meerengen zwischen den Inseln zu segeln, birgt nicht nur die Gefahr auf Grund zu laufen. Stubb steht an der Reling und misst die Meerestiefe anhand eines verknoteten Seiles, das in die Tiefe gelassen wird. Seine Messungen teilt der kleine Pip dem Käpt´n mit, der dem Steuermann Order gibt, gegebenenfalls das Ruder nach Steuerbord oder Backbord zu ziehen. Die Lage zwischen den Inseln wird unübersichtlich, ideale Verstecke für Piraten, die auf Beute lauern. Die Jagd nach Moby Dick wird für kurze Zeit verdrängt. Alle warten, mit der Lanze bewaffnet, auf einen möglichen Überfall, da schreit Stubb: "Piraten achtern voraus im Lee." Ahab gibt Befehl den Kurs härter am Wind zu segeln um Fahrt aufzunehmen. Ein Risiko, denn nichts fürchtet ein Schiff mehr als auf Grund zulaufen, aber in dieser Situation bleibt uns keine andere Wahl, denn niemand kann einschätzen wie gut die Piraten aufgestellt sind und ein Kampf, nicht das wir ängstlich sind, wollen wir möglichst vermeiden. So steht Flask immer noch an der Reling, wirft das Tau mit dem Eimer in die Tiefe und der kleine Pip läuft flink zwischen Ahab und Maat hin und her. Seit Tagen schon denke ich an das Schicksal und verknüpfe es voller Angst mit Gott. Auch an diesem Tag scheint er uns wohl gesonnen zu sein. Der Wind bläst stärker, das Schiff nimmt Fahrt hinaus auf das offene Meer.

Bild 36
Vor uns ein Segelschiff, ein Walfänger, wie der Ausguck meldet. Allerdings kreuzt es im Quadrat, keine übliche Art der Waljagd. Als das Schiff die Pequod wahrnimmt, hält es auf uns zu. Es ist die Rachel. "Schlechte Nachricht, sie bringt schlechte Nachricht." Ein Boot mit dem Käpt´n kommt seitwärts und dann an Bord. Die gute Nachricht, die Mannschaft der Rahel hatte vor kurzer Zeit Kontakt mit dem Ungetüm, dass wieder, unter großen Verlusten, davon kam. "Meine Jungs, meine Jungs, habt ihr ein Boot treiben sehn? Lasst mich euer Schiff für 48 Stunden chartern." Ahab Mine zeigt keine Regung des Mitgefühls, nur der verdammte Hass auf ein Tier beherrscht sein Verhalten. Keine Chance für den verzweifelten Kapitän der Rahel, der nicht um seine Söhne trauern will.

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Endlich am vermeintlichen Ziel zu sein, gerät Ahabs Wahn zu neuen Höhen der Ekstase. Den typischen Geruch eines Pottwals witternd, weist er uns die Richtung. Siehe da, unmittelbar, geradewegs voraus schwimmt der Wal kurz unter der Wasseroberfläche glänzt etwas langgestrecktes, silbern, nein, eher weißlich in der Morgensonne. " Da bläst er! Da bläst er! Ein Höcker wie ein Schneeberg! Moby Dick." Wem gebührt nun die Goldmünze, Ahab nimmt in Anspruch Moby Dick als erster gesichtet zu haben, obwohl der Wal von drei Ausgucken gleichzeitig ausgerufen wurde. Im Nu sind drei Boote zu Wasser gelassen, vorne weg Ahab mit seinem Mannen, am Bug Fedallah. Noch hat keiner den Wal erreicht, da taucht er ab, schwenkt ein letztes Mal seine Schwanzflosse in die Höhe um dann von der Wasseroberfläche zu verschwinden. Still treiben die Boote, abwartend wann das tödliche Monster wieder auftauchen wird. "1 Stunde" sagt Ahab der im Heck des Bootes steht. Ein untrügliches Zeichen sind Seevögel, die immer dann auf einem bestimmten Fleck der Wasseroberfläche fliegen, wenn der Wal auftaucht. "Die Vögel, die Vögel ", schreit Tashtego und zeigt auf Ahabs Boot. Der faltige Kopf des Wales trifft mit geöffneten Maul direkt das Boot des Käpt´n. Ein Zahn verfängt sich an einer Ruderklampe. Rasend vor Wut versucht Ahab mit bloßen Händen das Boot vom Zahn zu befreien. Doch der Kiefer, gleich einer Schere, teilt das Boot entzwei. Die Männer schwimmen um ihr Leben weg vom Wal. Die Pequod drängt sich dazwischen und rettet so Ahab und seine Männer.

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Die Nacht bietet etwas Erholung, die Jagd wird weitergehen. Nach Tagesanbruch, sobald es Aufklart, beginnt die Jagd erneut. Sollen wir hoffen, dass der Leviathan in den Weiten des südtropischen Ozeans abgetaucht ist oder geben wir uns gleich dem Käpt´n dem Jagdrausch hin. Ja, es ist ansteckend, die Lust von Moby Dick geweckt, treibt uns hinaus in der Hoffnung ihn heute zu erlegen. Angetrieben von der Erfahrung, die ungefähre Richtung eines Wales bestimmen zu können, jagt die Pequod auf der Route weiter. Die Winde sind günstig, keine Flaute stoppt den Wahn, des Käpt´n Raserei, der uns alle wieder erfasst hat, nicht nur weil der ganzen Mannschaft eine Goldmünze versprochen wurde.

"Da bricht er, da brich er!" schreien sie, als der Wal sich mit großer Wucht gen Himmel erhebt, einen winzigen Augenblick in voller Pracht schwebt und mit ungewohnter Grazie einen Bogen schießt, um majestätisch die Wasseroberfläche zu durchbrechen und mit voller Wucht des Schwanzes das Wasser drohend aufpeitscht. Die Boote pullen mit kräftigen Schlägen auf das Ziel zu, nicht wahrnehmend, dass der Leviathan mit rasender Geschwindigkeit und geöffnetem Rachen, gesteuert vom peitschenden Schwanz mitten unter die Boote schnellt. Die Jäger schleudern ihre Eisen auf die rasende Beute, weichen geschickt seinem Angriff aus. Die Eisen an den Leinen sitzen tief im Fleisch des Wales, der sich dreht und verheddert, bis alle Boote dicht geholt, wieder Abstand gewinnend, indem sie mehr Leine geben. Der Wal greift erneut an, zerschmettert die Boote. Ahab kann sich nur mit Mühe an einem Planken über Wasser halten. Alle haben, so scheint es, mit vielen Blessuren zwar, überlebt. "Der Parse, Fedallah," ruft Stubb, "der muss sich in den Leinen am Wal verfangen haben." Die Reste der Boote an Bord geholt, werden die Reserveboote, so gut es geht, zusammengeflickt. Die ganze Nacht hört man das Hämmern. Ahab ohne sein Walbein erhält auf die Schnelle einen Ersatz aus dem Rest einer Planke. "Morgen wird Moby Dicks letzter Tag sein. Wir geben nicht auf, der Kampf ist noch nicht vorbei."

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"Seht ihr ihn" ruft Ahab. Alle Augen sind auf das Meer gerichtet. "Nichts Sir" Die Sonne steigt hinauf zum Firmament aber Moby Dick bleibt unsichtbar. Nichtlange, da kreischen die Ausgucker fasst gleichzeitig mit Ahab, Moby Dicks Sichtung. "Stirne gegen Stirne begegne ich dir ein drittes Mal", der Käpt´n kennt kein Erbarmen, aber so wie es scheint, der Wal auch nicht. Der Geruch, der mit dem Wind das Schiff erreicht stinkt nach fauligem Fleisch und das damit hervorgerufene Unbehagen wird noch verstärkt durch die vielen Haien rund ums Schiff. Ahab wird mit einem Ersatzboot zu Wasser gelassen, und meine Wenigkeit, die sich nicht darum gerissen hat einen der Ruderer zu geben. Plötzlich schwellen die Wasser an, aus der Tiefe steigt ein weißer runzliger Berg, gespickt mit Eisen und Tauen, welch eine Qual für das Tier, dass nun, so wirkt es, rasend vor Wut empor steigt, der tote Fedallah an seiner Seite gefesselt, scheint mit dem losen Armen zu winken, bevor der Wal wieder in die Tiefe sinkt. Todesangst macht sich breit, die Haie beißen und beißen immer fort in die Ruderblätter, aber Ahab, von Sinnen vor Hass und unendlicher Wut, treibt hin zu seiner letzten Jagd. Die Harpune liegt in seiner Hand, kurz vor dem Wurf entdeckt er die zerfetzte Leiche seines Freundes Fadallah, dessen leere, weit geöffneten Augen voll auf ihn gerichtet sind. Starbuck schreit vom Schiff zum Käpt´n hinüber, endlich abzulassen, noch sei es nicht zu spät, um das Schiff sicher nach Hause zu führen. Im Dunst des Blas angekommen schleudert Ahab siegesgewiss sein Eisen in den Rumpf des Leviathans hinein. Die Leinen zu straff, weil niemand sie fieren kann, und der Wal sich seitlich aufbäumt ist es um Ahab geschehen. Moby Dick zieht ihn in die Tiefe. Vom Geschehen wegschwimmend, auf der Suche nach einem Stück Holz, sehe ich dem Elend, das da auf das Schiff zu kommt, aus sicherer, wenn man überhaupt von Sicherheit auf dem Meer treibend sprechen kann, zu. Das Ungeheuer nimmt Fahrt auf und rammt mit voller Wucht die Pequod, einmal, zweimal und dann sehe ich ein berstendes Schiff, das in kreisenden Bewegungen eine großen Sog verursachend, tiefer und tiefer in den unendlichen Fluten versinkt.

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Allein, weit und breit niemand zusehen, nicht mal Haifische sind in der Nähe, in einiger Entfernung bewegt sich ein dunkler Fleck. Schwimme darauf zu, zwischen den Wellen taucht etwas Eckiges auf. Meine Bewegungen werden hektischer, schneller immer schneller, es könnte eine Rettung sein. Danke Queequeg, du oder war es dein kleiner Gott Yojo, wachen über mich. Danke für den Sarg, die Rettungsboje, eine Rettung für den Augenblick.
Die Sonne geht zweimal im Osten auf und verabschiedet sich zweimal im Westen. Der Sternenhimmel deckt mich zu, während der abnehmende Mond das Meer wie funkelnde Diamanten leuchten lässt. An Schlaf ist nicht zu denken, der Sarg dümpelt ruhig auf den kleinen, glitzernden Wellen. Die Hoffnung auf Rettung stirbt, aber die Angst vor den Haien verdrängt die Trübsal, hält mich wach, aber keine Flosse umkreist die kleine Rettungsinsel. Am nächsten Tag sind immer noch keine Haie in Sicht, sind wohl für die nächste Zeit gesättigt. Mein kurzes Glück verdanke ich dem Tod meiner Freunden, meiner Familie. Die Augen vom Salzwasser verkrustet, die Lippen blutig gerissen, quält ein unbändiger Durst meine Sinne. Hunger und Durst lassen meine Rettung, die ich nun als verlängertes Sterben ansehe, verfluchen, doch ich bin zu feige dem ein Ende zu setzen und einfach ins Wasser zu gleiten. Am Horizont erscheint der dunkle Umriss eines Schiffes, ein Segler, ein Walfänger kommt näher und näher, bis ich erkenne, dass es ist die Bachelor ist. Der Käpt´n hat die Suche nach seinem Sohn nicht aufgegeben, mein Glück, dass sie mich finden, aber so etwas wie Freude will nicht aufkommen 

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