Einblicke in den
kreativen Entstehungsprozess einer Graphic Novel. Vom Gedanken zum Text über
Skizze zum Bild
Gedanken eine Graphic
Novel entstehen zu lassen, liegt einige Monate zurück. Moby Dick zu lesen kam
mir nie in den Sinn, aber dann las ich Kurzgeschichten von Herman Melville.
Erstaunlicher Weise machten sie mich Neugierig, waren amüsant und aus heutiger
Sicht sehr modern geschrieben. Also ein Anreiz sich an Moby Dick zu wagen. Gut,
sagte ich mir, wenn schon denn schon, lese ich die Übersetzungen von Friedhelm
Rathjen und Matthias Jendis, Kapitel für Kapitel. Gekommen bin ich bei Rathjen
bis zum Kapitel XVI. Jendis hinkt hinterher Kapitel 8. Januar 2015
Eine Adaption kann
niemals mit dem Original konkurrieren. Jedes Kapitel für sich ist ein Genuss zu
lesen. Eine Graphic Novel ist eine individuelle Wahrnehmung der Geschichte,
kurz und knapp spiegelt sie meine Interpretation wieder. Comics und Filme über
Moby Dick gibt es einige, also warum es nochmals versuchen. Meine Idee
verbindet Textseite mit nur einer gegenüber liegenden Bildseite, was eher einem
Bilderbuch entspricht als Comicseiten mit mehreren Panels. Einen Comic lesen
ähnelt einem Film, die Bilderfolgen erzählen die Geschichte und im Kopf entsteht
der eigene Film. Meine Idee (sie kann sich im weiteren Entstehungsprozess
ändern) basiert darauf, dass sich das Kopfkino durch Text und abstrakte
Bildfolgen entwickeln. Allerdings schleichen sich mehr und mehr reale Bilder
ein. Die handelnden Personen, die Protagonisten wollen Gesicht zeigen. Anregung
zur Abstraktion gibt mir William Turner und seine grandiosen Bildern vom Meer,
von Schiffen, von Reisen und Ereignissen. Ich kann mich gar nicht satt sehen,
so faszinieren sie mich und die Sehnsucht sie in der Tate Gallery im Original
zu sehen wird stärker. Doch zunächst, oh Graus, muss der InnereSchweinehund
überwunden werden, dieser faule, träge Genosse, blockiert mich wo er kann. Eine
List, so dachte ich, wäre wenn ich sehr teure Softpastele kaufe. Da wird das
Gewissen, sie auch anzuwenden, dem InnerenSchweinehund Paroli bieten. Ein
Kampf, der gewonnen werden will. Nächster Clou, ein kleines Skizzenbuch (ich
habe sagenhaft viele, jungfräulich ruhen sie zusammen in den Schubladen oder
Kisten) ermöglicht ein sehr schnelles abstraktes Arbeiten. Ehe der
InnereSchweinehund aus seiner Trägheit erwacht, bin ich schon mit der Seite
fertig. Doch zuvor gehört die Aufmerksamkeit dem Inhalt der Texte.
Sonderbarerweise werde ich dabei nicht so gestört, denn Schreiben kann ich auch
im Liegen auf der Couch und das liebt mein InnererSchweinehund.
Moby Dick von Herman Melville Adaption Barbara Dohrn
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